Wie, wann und wo den Blankenburger NS-Toten gedenken?
(von Rasmus Helwig, Schüler der Klasse 12 der Freien Waldorfschule Oldenburg)

Als wir, die jetzige 12. Klasse der Freien Waldorfschule Oldenburg, vor rund drei Jahren begannen, uns näher mit den Ereignissen von 1937-1941 zu beschäftigen, die sich in unmittelbarer Nähe zugetragen hatten, ahnten wir noch nicht, dass daraus ein so umfangreiches Projekt werden würde.

Wir hatten uns damals zwar schon mit Gräueltaten des NS-Regimes auseinandergesetzt. Jedoch konnten wir wenig persönlichen Bezug zu all diesen Untaten aufbauen. Wir wussten doch konnten wir nicht verstehen, was tatsächlich hinter dem Gelernten stand. Unser Geschichts- und Deutschlehrer Herr Hauck-Hahmann brachte und dazu, einmal in unserer Nachbarschaft zu suchen. Und so begannen wir uns mit der Geschichte Oldenburgs zur NS-Zeit zu beschäftigen. Als wir nun dabei auf die Berichte zum Kloster Blankenburg beziehungsweise zum Gertrudenheim stießen, waren wir sehr betroffen: Niemandem von uns war es bisher so bewusst gewesen, dass Verbrechen gegegn die Menschlichkeit , von denen uns berichtet worden war, genau hier, wo wir nun lebten, stattgefunden hatten.

 

Er berichtete uns davon, wie 103 Insassen gequält und getötet wurden, viele jünger als wir selbst. Nazipropaganda erweckte den Schein, es handle sich beim Getrudenheim im Kloster Blankenburg um eine friedliche Stätte der Heilung. So gaben viele Familien unwissend ihre Nächsten dem Tod preis.

Uns schockierte der NS-Terror. Und nicht einmal im Tod fanden die früheren Insassen ihre Ruhe, sondern ihre Grabstätten wurde 1941 durch den Bau einer Generatorenanlage geschändet.

Hier begann unser Forschungsauftrag, der beinhaltete, die Namen der Opfer herauszufinden und wo genau sie bestattet waren. Offenbar lagen einige Opfer nicht mehr auf dem Klostergelände neben dem Kesselhaus, sondern waren auf den Neuen Friedhof Oldenburg umgebettet worden. Wir wollten den Opfern ihre Identität und Würde wiedergeben  und der Grausamkeit des NS-Regimes gedenken.

Als wir durch intensive Recherchearbeit in Stadt- und Staats- und Kirchenarchiven 95 Namen der Opfer zusammengetragen hatten, begannen wir die Öffentlichkeit zu informieren und Gespräche zu führen, um Gedenktafeln zu errichten. Dabei kooperierten wir mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge als erfahrenen Partner. Am 19. Mai 2015 versuchte Herr Wingert vom Volksbund in unserem Sinne telefonisch über die Gedenktafeln mit Herrn Schwerdt zu verhandeln. Hatten unsere Vorträge (Hannover, 22.1.2015; Oldenburg, 27.1.2016 u. 22.4.2016) meist ein positives Echo, so zeigte doch unser Bemühen um ein würdiges Gedenken für die Opfer, dass nicht jeder davon überzeugt zu sein schien. Im Besonderen der momentane Besitzer des Blankenburggeländes erschwerte und erschwert unsere Arbeit durch mangelnde Kooperation; so sah man bisher kaum Möglichkeiten konstruktiv zu kooperieren.

Durch eine beabsichtigte Kooperation mit den Kulturschaffenden des auf dem Klostergelände im Sommer 2015 geplanten Freifeld Festivals konnten am 21.2.2015 mit anderen am Festival Beteiligten u.a. auch Herr Hauck-Hahmann, ein Schüler und Herrn Harms das Gelände besichtigen. Dabei wurde Herr Hauck-Hahmann von Frau Kathrin Helms der Eigentümer Schwerdt Immobilien Begrüßt. Die gesamte Klasse betrat auf Einladung des Bundesamts für Flüchtlinge und Migration das Klostergelände am 4.5.2016.

In einem jüngst veröffentlichten Zeitungsartikel (NWZ vom 16.6.2016) beschuldigt uns der Eigentümer der mangelhaften Kommunikation und „unangemeldeter“ Besuche des Blankenburggeländes und begründet so die bisherige Verweigerung der Zusammenarbeit. Es sei hier darauf hingewiesen, dass es sich dabei um eine falsche Behauptung (s.o.) handelt, welche im Kontext einen sehr bitteren Nachgeschmack hinterlässt.

Abgesehen von diesen Komplikationen lässt sich sagen, dass die Infotafel für die Opfer, die auf den Neuen Friedhof umgebettet wurden feststeht und in naher Zeit ein würdiges Gedenken ermöglichen wird.
Das Projekt war für uns ein Erfolg, da wir dem Verstehen ein wenig näher gekommen sind, weil wir tatsächlich etwas aus der Geschichte gelernt haben – eine Erkenntnis, die uns in unserem Leben begleiten wird – und weil wir mit dem Gedenken an die Blankenburger Opfer jedem die Möglichkeit geben, diese auch für sich zu gewinnen..