Direkt an der Nordsee bin ich aufgewachsen. Oft habe ich auf dem Deich gestanden und mein Blick auf dem Wasser ruhen gelassen. Und immer mal wieder sah ich ihn aufsteigen über dem Meer. Wie ein glänzendes Seidentuch legte er sich dann sanft um mich, der Himmelsdunst. Seenebel heißt dieses Wetterphänomen und von vielen wird er nicht sehr geschätzt. „Man sieht ja die Hand vor Augen nicht, „Heute will es gar nicht richtig hell werden, „Dieses ewige Grau“ sind nur einige Sätze, die an Tagen mit Seenebel durch die Luft hallen. Ich begrüße ihn fast jedes Mal herzlich, wie einen alten Freund mit den Worten: “Gut dich zu spüren, Himmelsdunst.“ Den Namen gab ich ihm, weil es sich in diesen Momenten, draußen im seichten Grau, genau danach anfühlt. Als würde der Himmel ein Stückchen tiefer sinken. Behutsam trifft dieser Dunst auf die Erde und auf alles, was sich auf ihr befindet. Und ich mittendrin. Spüre die kitzelnden feinen Tröpfchen auf meiner Haut und eine seltsam vertraute Geborgenheit. Ich habe meinen Blick und sehe die verspielten Lichtschlieren, die die Sonne ins Grau einzeichnet. Dieser Himmelsdunst, wie ein großes Tuch liegt er auf mir. Und ich kann kurz mal die Welt, ihre Probleme und meine Sorgen sein lassen. Lasse mich von der Leichtigkeit umarmen. Hebe meine Augen auf zu dem Licht, zu den Schlieren, die meine Augen klein werden lassen und denke an die alte Zusage aus Psalm 121: „Gott wacht gewiss über dein Leben.“ Als sich ein Grinsen auf mein Gesicht stiehlt, frage ich mich ob der Himmelsdunst wohl auch mein Herz umhüllt hat.
Ihre Pastorin Saskia Schoof
Himmelsdunst (pdf 560 kB) Wort der Zuversicht vom 23. März 25