Der St. Gertrudenkirchhof

Der St. Gertrudenkirchhof

"Mittendrin" - an der Gabelung zwischen Alexander- und Nadortsre Straße - liegt der Gertrudenkirchhof. 1791 wurde er zentrale Begräbsnisstätte für Oldenburg und wird heute von der Ev.-luth. Kirchengemeinde Oldenburg genutzt.
Der älteste Friedhof unserer Stadt hat die längste Friedhofsmauer im Oldenburger Land und zugleich eine Vielzahl an kulturhistorisch bedeutenden Grabmalen, Kunstdenkmälern und Skulpturen.
Ich gehe gern über den Gertrudenkirchhof, der ein Ort der Trauer und ein Ort der Ruhe ist und auf dem es gleichzeitig viel zu entdecken gibt: Die kleine St. Gertrudenkapelle, deren Bau bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht (urkundlich belegt ab 1428) mit der großen schönen Linde auf dem Vorplatz; das imposante Mausoleum als Ruhestätte des herzoglich-oldenburgischen Hauses auf der anderen Seite des Friedhofs. Dazwischen: Gräber und Grabmale aus unterschiedlichen Zeiten und Epochen, die (ihre eigene) Geschichte erzählen. Immer wieder entdecke ich Namen bekannter Oldenburger Persönlichkeiten.
Durch die parkähnliche Anlage mit ihrer abwechslungsreichen Bepflanzung ist der Gertrudenkirchhof ein wahres Paradies für viele Vogelarten und für Fledermäuse.
Ich lasse mich auf einer der Bänke nieder und schließe die Augen: Von fern hört man die Straßengeräusche, doch die Vogelstimmen an diesem lauen Frühlingstag übertönen alles. Der würzige Geruch von Erde, Tannennadeln und Blumen steigt in meine Nase und in mein Gemüt. Ein wenig öffne ich die Augen - das milde Sonnenlicht verwandelt den Friedhof zu einem magisch, verwunschenem Ort.
Ich bin mittendrin und doch ganz woanders. Für mich ist der Friedhof ein Ort, an dem ich der Ewigkeit begegnen kann.
Gudrun Lupas

Eine grüne Oase mitten in der Stadt

Wie in einer grünen Oase mitten in der Stadt lassen eine vielfältige Flora und Fauna eine Atmosphäre der Geborgenheit und des Trostes entstehen. Wer an diesen Erinnerungsort kommt, betritt zugleich einen „historischen Park“ mit vielen Denkmälern der Oldenburger Geschichte, der seit dem Mittelalter als Begräbnisplatz dient. Inmitten dieses schönen Ortes stehen ganz verschiedene Grabarten für Urnen und Särge, pflegefrei oder gestaltbar allen Familien zur Verfügung. Vom Parkplatz an der Kirchhofstraße aus liegen viele Gräber im sehr ruhigen Bereich. Am großen Eingangstor bei der wunderschönen St. Gertruden Kapelle (13. Jh.) erinnert ein markanter Spruch (15. Jh.) an die Vergänglichkeit allen Lebens: „O, ewich is so lanck.“ Doch das Erinnern an geliebte Menschen findet hier und heute auf diesem Friedhof einen wohltuenden Ort.

Pflegefreie Gräber am Stelenfeld für Urne und Sarg

Wer sich um die gärtnerische Pflege nicht kümmern kann oder möchte, kann eine Beisetzung im gemeinschaftlichen Stelenfeld wählen. Es gibt sie in vier Varianten: Urne Einzel, Urne Paar, Sarg Einzel, Sarg Paar. In der Mitte des Feldes steht jeweils eine attraktive, glänzende Stele in den Farben Olive (Einzel) und Himalayarot (Paar). Ein Namensschild mit Lebensdaten wird an dieser Stele aufgebracht. Die Urnen-Gräber werden vom Friedhof mit blühenden Stauden und Farnen schön bepflanzt und kontinuierlich gepflegt. Die Sarg-Gräber werden an der Stele mit Blüh-Stauden bepflanzt, die Gräber selbst liegen im gepflegten Rasenfeld. Eine Ablagefläche nimmt Kränze und Blumengrüße auf.

Wahlgräber für Urnen und Särge

Inmitten des schönen Landschaftsparks können Sie unter Gräbern in verschiedenen Größen einen individuellen Begräbnisort auswählen. Ob für Sarg oder Urne, ob für eine einzelne Person oder als Familiengrab mit mehreren Grabstellen, das Friedhofsteam berät Sie gerne in dieser Frage. Folgende Grabgrößen sind verfügbar:

  • größeres Sarggrab für 1 Sarg oder 1 Sarg + 1 Urne oder max. 4 Urnen
  • kleineres Urnengrab für max. 4 Urnen
  • 1 qm Urnengrab für  max. 4 Urnen
  • 0,5 qm Urnengrab für max. 2 Urnen

Gemauerte Grabkeller

Grabkeller sind gemauerte Räume unter der Erde, die durch eine sarggroße Steinplatte verschlossen sind. Oberirdisch werden die zumeist größeren Gräber bepflanzt. Seit dem 16. Jahrhundert ist dies eine besondere und aufwendige Bestattungsform. Auf dem St. Gertruden Kirchhof können historische Grabkeller in verschiedenen Größen erworben werden. Särge sowie Urnen können hier beigesetzt werden. Diese Grabart empfiehlt sich, wenn Sie an ein Familiengrab über mehrere Generationen denken.

St. Gertruden-Kapelle

Die wunderbare St. Gertruden-Kapelle ist eines der ältesten Gebäude Oldenburgs und ein echtes Schmuckstück. Sie hat ihre Ursprünge im 13. Jahrhundert und lag am alten Hospiz, damals noch außerhalb der Stadt gelegen. Die spätmittelalterlichen Fresken erzählen die Geschichte der Heiligen Gertrud von Nivelles (+626). Das Kruzifixus (16. Jh.), die Engel-Fenster (Jugendstil) und ein Epitaph / Erinnerungstafel (17. Jh.) prägen den Raumeindruck. Die Kapelle mit ihrer behütenden Atmosphäre bietet Platz für Trauerfeiern bis etwa 50 Personen. Für große Erinnerungsandachten steht die Garnisonkirche in der Peterstr. 41 zur Verfügung, von der aus der Friedhof fußläufig gut zu erreichen ist. Im seelsorgerlichen Gespräch mit den Pastor:innen besprechen Sie alle Fragen des individuellen Ablaufes und die Erinnerung an einen geliebten Menschen.  Das Bestattungshaus kümmert sich um die Ausgestaltung der Kirche. Die Orgel mit ihren schönen Klängen begleitet die Erinnerungsandacht. Weitere Stücke / Lieder oder eigene Beiträge können gerne eingebracht werden. Es handelt sich um einen christlich geprägten Ort. St. Gertruden Kapelle und Garnisonkirche können aber auch für säkulare Trauerfeiern genutzt werden, wenn die Beisetzung auf dem St. Gertruden Kirchhof stattfindet.

Parkplätze befinden sich an der Kirchhofstraße, entlang der Alexanderstraße oder an marktfreien Tagen auf dem Pferdemarkt.

Das Kruzifix in der Gertruden-Kapelle

Das Kruzifix in der St. Gertruden-Kapelle ist ein kaum wahrgenommenes Kunstwerk in der Kirchengemeinde. Über sein genaues Alter wurde lange gerätselt, da die jetzige Farbfassung, die Kreuz und Korpus vermutlich 1929 um Rahmen der Umgestaltung des Chorraumes der Kapelle erhalten haben und bei der auch der den Chor prägende Altar errichtet wurde, es deutlich jünger erscheinen lassen als es tatsächlich ist. 2013 ergab sich jedoch die Gelegenheit, das Kruzifix kunsthistorisch und restauratorisch untersuchen zu lassen. Das Ergebnis der Untersuchung, bei der auch frühere Farbfassungen dokumentiert werden konnten, ergab als Entstehungszeit die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts. Kreuz und Korpus, die der Untersuchung nach zusammengehören, entstanden somit im späten Mittelalter. Leider ist bisher nicht geklärt, wo das Kunstwerk entstanden ist und seit wann es zum Inventar der Kapelle gehört. Fotografien aus der Zeit vor der Aufmauerung des Altars belegen jedoch, dass es zu dieser Zeit schon im Chor der Kapelle gehangen hat.

Da das Kruzifix zu den nur sehr wenigen Ausstattungsstücken der Kapelle gehört und da es zudem an sehr prominent sichtbarer Stelle angebracht ist, ist es nicht nur aufgrund seines Alters bedeutend. Jede(r) der die Kapelle betritt, wird von der Gestalt des Gekreuzigten in den Bann gezogen. Und dies wohl schon deutlich länger als die belegten 100 Jahre.
Martin Frebel

Die Gertruden Linde

Die heutige Linde vor der Kapelle ist aus einem Ableger des ursprünglichen Baumes erwachsen. Eine alte Legende ist mit diesem Ort verknüpft und erinnert an die Unschuld eines Waisenmädchens.

Zur Legende

Aktive Bestattungsfläche

Die meisten Beisetzungen finden mittlerweile als Urne statt. Viele Familien gehen gerne auf kleine und pflegefreie Grabstätten zu. Diese Entwicklungen in der gesellschaftlichen Bestattungskultur verändern das Gesicht unserer Friedhöfe, die einstmals für viele Sargbeisetzungen gestaltet und geplant wurden. So entstehen auf dem großen Gelände viele kleine Grünflächen oder Gräber sind nicht mehr eingebettet in Grabfelder, sondern liegen allein im Gelände. Alle diese Veränderungen erfordern eine Neuausrichtung in der Gestaltung und Bewirtschaftung. Die Kirchengemeinde hat 2024 die Fläche des Neuen Friedhofs und des St. Gertruden Kirchhofs für Bestattungen verkleinert. In dieser „aktiven Bestattungsfläche“ werden Gräber neu vergeben oder Grabrechte verlängert. Darüber hinaus können auf dem St. Gertruden Kirchhof traditionelle Familiengräber auch in anderen Feldern verlängert werden.

Aktive Bestattungsflächen des St. Gertrudenkirchhofs

Restaurierung von historischen Grabmalen mit Spenden

Etwa 550 historische Denkmäler und Grabstätten hat die Kirchengemeinde – vor allem auf dem St. Gertruden Kirchhof - in ihrer Obhut. Diesen Bestand zu erhalten, ist aus dem normalen Haushalt nicht möglich und bleibt eine große Herausforderung. Nur mit privaten Spenden oder aus besonderen Mitteln können wir diese Erinnerung an die Oldenburger Geschichte bewahren. Vielleicht haben auch Sie Interesse, einen verwunschenen und eingewachsenen Gedenk-Ort wiederzubeleben. Ein historisches Kreuz neu aufzurichten. Oder für eine neue Bepflanzung zu sorgen. Immer mal wieder können wir ein Denkmal mit einer kleinen oder mittelgroßen Spende sanieren und so erhalten. Bei einem Geburtstag um Spenden bitten, bei einer Trauerfeier eine Spende statt Blumen anregen oder aus einer Erbschaft Geld dem Zweck widmen.

Es gibt viele Möglichkeiten, den Erhalt zu unterstützen. Spenden können zweckgebunden auf diesem Weg eingebracht werden.
Spendenkonto der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Oldenburg
IBAN DE97 2802 0050 1422 0990 00
BIC OLBODEH2XXX
Stichwort: Sanierung Gertrudenkapelle / Grabmäler. Eine Spendenbescheinigung senden wir Ihnen gerne zu.

Buch und Filme über den St. Gertrudenkirchhhof

P. Dr. Ralph Hennings hat als Kirchenhistoriker
die Geschichte des Kirchhofs
und die Veränderungen der Begräbniskultur
in einer Publikation beschrieben:
Der Gertrudenkirchhof in Oldenburg,
2023, Verlag Isensee, 16 Euro.


Dr. Jörgen Welp ist Experte für die Geschichte Oldenburgs und des Kirchhofs. In einem digitalen Rundgang für die Oldenburgische Landschaft erläutert er die Denkmäler auf dem Friedhof und die damit verbundene Geschichte.

Führung über den Gertrudenkirchhof


Der Gertrudenkirchhof ist der älteste Friedhof der Stadt Oldenburg und, wenn man die Oldenburger fragt, auch der schönste. Die Kapelle auf dem Friedhof ist zugleich das älteste erhaltene Gotteshaus der Stadt, und das wuchtige Mausoleum ist bis heute die Grablege der herzöglichen Familie. Studenten der Uni Oldenburg haben sich mit der Geschichte dieses Orts beschäftigt - und mit den Legenden, die sich um ihn ranken.

O, ewich ist so lanck


Impressionen aus dem Frühling 2022 von Klaus Wagner


Die Friedhofsmauer

Beim Verlassen des St. Gertrudenkirchhofs in Richtung Pferdemarkt findet man in der Friedhofsmauer einen Stein mit einer Inschrift:

„Oh, ewig ist so lang!“ Diese Inschrift aus dem 15. Jahrhundert soll uns in Erinnerung rufen, dass der Friedhof ein Ort ist, an dem wir der Ewigkeit begegnen.

Friedhofsbüro

Tanja Jochens und Henrike Lienemann
Rauhehorst 17
26127 Oldenburg

Tel.: 0441 999 12 90 oder 0441 999 12 95
Fax: 0441 361 752 48
friedhofsbuero.ol-stadt@kirche-oldenburg.de

Öffnungszeiten
Montag bis Donnerstag von 9 bis 13 Uhr

Instagram: @gertrudenkirchhof_oldenburg

Seelsorge und Begleitung

Hilfe bei Todesfällen und seelsorgerliche Begleitung finden Sie bei den Pastor:innen der Kirchengemeinde. Sie kommen zur Aussegnung ans Sterbebett und planen mit Ihnen zusammen die Trauerandacht / Lebensfeier. Eigene Wünsche können gerne in die Andacht eingebracht werden.

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