Im Kindergarten habe ich die Weihnachtsgeschichte erzählt. Figur für Figur wurde aufgestellt: Maria, Josef, Jesus, Stern, Engel. Als wir zu den Hirten kamen, fragte ich: Woran erkennt man, dass diese Figur ein Hirte ist? Mehrere Kinder antworteten sofort: am Hirtenstab. Und woran sieht man, dass es nicht irgendein ein Wanderstab ist? „Am gebogenen Ende“, kam es wie aus der Pistole geschossen. Da rief eines der Kinder plötzlich: „So wie bei der Zuckerstange, die an deinem Ohr als Ohrring hängt!“ Tatsächlich!
Was für ein schöner Blick auf die Weihnachtsbotschaft: Der Hirtenstab ist kein Schmuck oder Zufall. Er steht für Führung, Schutz, Fürsorge und Nähe. Hirten trugen ihn, um ihre Herde zusammenzuhalten, verirrte Tiere zurückzuholen und Gefahren abzuwehren. Die Hirten auf dem Feld waren die ersten, die von Jesu Geburt hörten. Ihnen galt die Botschaft zuerst – Menschen am Rand, wachsam, verantwortlich füreinander, sorgend für andere.
Auch wenn die Form der Zuckerstange historisch nicht eindeutig als bewusster Hirtenstab gedacht ist, trägt sie doch diese Deutung weiter. Ihre gebogene Form erinnert uns daran, dass Gott sich den Menschen zu- und hinwendet. Weihnachten erzählt von Gott, der wie ein guter Hirte sucht, führt und trägt. Und wer die Zuckerstange umdreht, entdeckt darin ein „J“ wie Jesus.
So wird aus einer Süßigkeit ein stilles Zeichen: Wir sind gesehen, wir sind gehalten, Gott wurde Mensch für uns.
Manchmal braucht es den Blick eines Kindes, um uns genau daran zu erinnern.
Ihre Pastorin Meike Melchinger
Zuckerstangenweihnachten (pdf 980 kB) Wort der Zuversicht vom 21. Dezember 25
