Die Kirche auf dem Friedhof

Richtfest der Auferstehungskirche; Foto: Kirchengemeinde Oldenburg

Die Auferstehungskirche ist aus ursprünglichen Überlegungen einer Friedhofskapelle entstanden. Bereits seit 1874 finden auf dem „Neuen Friedhof“ Beisetzungen statt. Doch durch den Ersten Weltkrieg und die nachfolgende Inflation kam es erst Anfang der 30er Jahre – rund 60 Jahre später – dazu, konkret über den Bau einer Gemeindekirche nachzudenken. Am Ewigkeitssonntag 1931 wurde dann die „Auferstehungskirche“, unter dem Wort aus dem Brief des Paulus an die Römer, geweiht:

Unser keiner lebt sich selber, und unser keiner stirbt sich selber. Leben wir, so leben wir des Herrn, sterben wir, so sterben wir des Herrn. Darum, wie leben oder sterben, so sind wir des Herrn.

Frontansicht der Auferstehungskirche; Foto: Kirchengemeinde Oldenburg

Der schlichte Saalbau der Kirche, von außen dunkelrot verklinkert und mit einem markanten Glockenturm versehen, bildet seitdem das geistliche und musikalische Zentrum im Stadtteil Bürgerfelde. Dominant im Innern der Kirche ist der stufig angeordnete Altarraum mit dem expressiv wirkenden Altarkruzifix aus Eichenholz mit lebensgroßem Corpus, gestaltet vom Oldenburger Bildhauer Michaelsen.

Auferstehungskirche vom Friedhof aus gesehen; Foto: Ralph Hennings

Die erste Orgel von 1931 der Firma Furtwängler ist am 4. Advent 1974 durch eine neue, 24 Register umfassende Orgel der Firma Alfred Führer aus Wilhelmshaven, ersetzt und offiziell ihrer gottesdienstlichen Bestimmung übergeben worden. Die drei Glocken der Auferstehungskirche wurden im März 1942 zu Kriegszwecken ausgebaut, abtransportiert und eingeschmolzen; ab 1951 nach und nach in ihren ursprünglichen Tonlagen (g´, f´, d´) ersetzt und am 2. Advent des Jahres 2005 um eine vierte Glocke (b´) erweitert.

In dem inzwischen durch Zuzug stark gewachsenen und südlich gelegenen Haarentorbezirk wurde Mitte der 50er Jahre am Schützenweg ein Gemeindezentrum errichtet mit angrenzendem Kindergarten unweit des Pfarrhauses am Pionierweg 2. Darüber hinaus erfuhr das Gemeindezentrum „Bürgerfelde-West“ direkt neben der Auferstehungskirche in den 60er Jahren eine bauliche Aufwertung. Seit dem Jahr 2000 sind die beiden Pfarrbezirke „Haarentor“ und „Bürgerfelde-West“ zu einem „Auferstehungskirchenbezirk“ zusammen gewachsen.


Kruzifix der Auferstehungskirche

Kruzifix der Auferstehungskirche; Foto: Meike MelchingerBetritt man die Auferstehungskirche zum Haupteingang fällt der Blick in dem recht klar gehaltenen Gottesdienstraum beinahe sofort auf das große Kruzifix an der gegenüberliegenden Wand des Altarraums. Als die Kirche 1930-1931 erbaut wurde, stand fest, dass ein Kreuz den Altarraum prägen sollte. Ob jedoch nur ein Kreuz oder ein Kruzifix, also ein Kreuz mit dem gekreuzigten Jesus daran, den Blick beim Betreten der Kirche auf sich ziehen sollte, war zunächst offen. Der Bildhauer Rudolf Michaelsen (1870–1941) aus Oldenburg wurde mit der Aufgabe beauftragt. Er schuf ein lebensgroßer Corpus aus Eichenholz überschrieben mit den Buchstaben INRI, sie stehen für Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum, Jesus von Nazareth, König der Juden, Worte, die der römische Statthalter Pontius Pilatus über Jesus Kreuz anbringen ließ. Diese Buchstaben leuchten in Gold über der ungefärbten Holzfigur auf. Die Jesusfigur selbst hat die Arme angesetzt, scheint aber ansonsten aus einem langen Stück Holz schnitzt zu sein, von Kopf bis Fuß aus einem Baumstamm herausgearbeitet. Die Holzmaserung lässt die Figur schimmern und hebt sie damit noch mehr von dem Holz, auf dem sie befestigt ist, ab. Sie steht auf einem Dreieck, sichtbar festgenagelt mit Nägeln, die ebenfalls aus Holz sind. Das Gesicht erscheint einem untenstehend fern und im Verhältnis zu den Füßen, die groß und zugleich filigran herausgearbeitet sind, kleiner und weniger fein gestaltet. Die Haare an Kopf und Bart sind eher angedeutet, der Fokus liegt auf dem Gesichtsausdruck und der Dornenkrone. Letztere wirkt beinahe grob und liegt damit besonders bedrückend auf dem Haupt Jesu. Mich persönlich beeindruckt das Gesicht dieser Jesusdarstellung: die Falten vor Schmerz tief eingegraben ins Gesicht und dennoch zeigen die geschlossenen Augen eine Würde. Jesus leidet mit und für uns am Kreuz. Mit seiner Auferstehung überwindet er den Tod. Wer also zur Tür der Auferstehungskirche herein kommt, dessen Blick fällt auf genau diesen Jesus: in seinem Tod am Kreuz leuchtet bereits die Hoffnung auf das Ewige Leben auf. Kein Wunder also, dass die Entscheidung für genauso ein Kruzifix für diese Kirche am Friedhof damals einstimmig gefällt wurde.
Meike Melchinger


Die Glocken der Auferstehungskirche

Hören Sie sich die Glocken der Auferstehungskirche an.